Phase-III-Studie mit All-Trans-Retininsäure bei zuvor unbehandelten Patienten 61 Jahre oder älter mit akuter myeloischer Leukemie: AMLSG ULM Studie HD98B

Englischer Titel des Abstracts:

Phase III study of all-trans retinoic acid in previously untreated patients 61 years or older with acute myeloid leukemia: AMLSG ULM study HD98B

Jahr:

2003

Abstract-Nr.:

V137

Autor/en:

R.F. Schenk, S. Fröhling, A Benner, B. Addamo et al.

Institution/en:

Für die AMLSG ULM

Art der Studie:

Randomisierte, zweiarmige Studie zur Prüfung des Stellenwerts von ATRA

Zusammenfassung des Berichts

Wenn man bei älteren Patienten über 61 Jahren All-Trans-Retininsäure (ATRA) zur konventionellen Chemotherapie ICE (Idarubicin, Cytosin Arabinosid und Etoposid) hinzufügte, gelang es, nach der 1. Induktionschemotherapie eine signifikant höhere Remissionsrate und insgesamt ein verlängertes Überleben als in der Behandlungsgruppe ohne ATRA zu erzielen.

Bericht über die Inhalte der Studie

Begründung, Rationale

ATRA kann bei der M3 Leukämie durch Differenzierung der Blasten zur Ausreifung derselben und dadurch zur Remission führen.

Fragestellung der Studie

Kann ATRA additiv zur konventionellen Chemotherapie gegeben, das Therapieansprechen und das Überleben bei älteren Patienten mit AML (nicht M3) verbessern. Zusätzliche Fragestellung: Prüfung einer intensiven i.v-Konsolidierung oder einer p.o. einjährigen Erhaltungstherapie.

Therapiearme, Protokolle

242 Patienten zwischen 61 und 84 Jahren wurden randomisiert entweder einer alleinigen Behandlung mit ICE oder einer Behandlung mit ICE plus ATRA ab Tag 3 (45 mg/m² Tag 3-6 und 15 mg/m² ab Tag 6) zugeführt. Es wurden 2 Zyklen Induktionschemotherapie verabreicht. Ferner wurden 61 Patienten in CR nach der ersten Konsolidierung randomisiert, um entweder eine 2. intensive Reinduktion i.v. zu erhalten oder eine über ein Jahr dauernde orale Erhaltungstherapie mit denselben Substanzen.

Ergebnisse, Schlussfolgerungen der Publikation

Nach der ersten Induktion war die Zahl der kompletten und partiellen Remissionen in der mit ATRA behandelten Gruppe signifikant (p=0,01) höher als in der nur mit ICE behandelten Gruppe (60% vs 44%). Nach 2 Induktionschemotherapien war der Unterschied allerdings nicht mehr signifikant. Die Analyse des Gesamtüberlebens zeigte jedoch einen signifikanten Vorteil zu Gunsten der ATRA-behandelten Patienten (11,3 vs 7,0 Monate). Die Toxizität beider Arme war vergleichbar. Die orale einjährige Erhaltungstherapie war der intensiven i.v.-Erhaltung unterlegen.

Kommentar / Beurteilung

Entscheidend gegenüber negativen Effekten des ATRA in früheren Studien war, dass basierend auf in vitro Daten, ATRA nicht mit Therapiebeginn, sondern erst ab Tag 3 verabreicht wurde. Bei der prognostisch ungünstigen Altersleukämie könnte somit die zusätzliche Verabreichung von ATRA ab Tag 3 zu besseren Ansprechraten und einem verlängerten Überleben führen.


Autor des Berichts:

Prof. Dr. Erhard Hiller

Institution:

Medizinische Klinik III Klinikum Großhadern, Universität München

Letzte Änderung:

08.10.2003