Daunorubicin (DNR) vs. Mitoxantron (MTZ) vs. Idarubicin (IDA) appliziert während der Induktion und Konsolidierung bei akuter myeloischer Leukämie (AML) gefolgt von autologer oder allogener Stammzelltransplantation (SCT): Ergebnisse der EORTC-GIMEMA

Englischer Titel des Abstracts:

Daunorubicin (DNR) vs Mitoxantrone (MTZ) vs Idarubicin (IDA) Administered during Induction and Consolidation in Acute Myelogenous Leukemia (AML) Followed by Autologous or Allogeneic Stem Transplantation (SCT): Results of the EORTC-GIMEMA

Jahr:

2003

Abstract-Nr.:

611

Autor/en:

M. Vignetti, T.M. De Witte, S. Suciu, R. Zittoun, L. Resegotti, V. Liso, R. Willemze, A. Belhabri, S. Amadori, R. Giustoli, B. Labar, G. Fioritoni, P. Rossi-Ferrini, G. Leoni, U. Jehn, P. Fazi, M.C. Petti, F. Mandelli

Institution/en:

GIMEMA Data Center, Roma, Italy; Hematology, UMCN St Radboud, Nijmegen, Netherlands

Art der Studie:

Prospektiv randomisierte Phase-III-Studie

Zusammenfassung des Berichts

In dieser prospektiv randomisierten Studie waren Mitoxantron und Idarubicin gegenüber Daunorubicin in der Induktionstherapie und Konsolidierung nicht überlegen in Bezug auf die CR-Rate und Gesamtüberleben bei der AML im Rahmen dieser Studie. Hämatotoxizität und Dauer der Zytopenie scheinen unter MTZ und IDA erhöht zu sein.

Bericht über die Inhalte der Studie

Begründung, Rationale

In der Induktionstherapie der AML werden in der Kombination mit Cytosin-Arabinosid verschiedene Anthrazykline eingesetzt. Ob es unter diesen Anthrazyklinen in der Effektivität bei der AML Unterschiede gibt, ist unklar.

Fragestellung der Studie

Gibt es zwischen DNR, MTZ und IDA in der Induktions- und Konsolidierungstherapie Unterschiede hinsichtlich der Effektivität, insbesondere bezüglich der CR-Rate und dem Überleben bei der AML sowie dem Toxizitätsprofil?

Behandlung, Protokolle, Durchführung

In die Studie wurden neu diagnostizierte Patienten mit AML im Alter zwischen 15-60 Jahre aufgenommen. Die Induktionstherapie bestand aus Cytarabin 100 mg/m² d1-10, Etoposid 100 mg/m² d1-5 sowie randomisiert an den Tagen 1,3 und 5 jeweils DNR 50 mg/m² oder MTZ 12 mg/m² oder Idarubicin 10 mg/m². Als intensivierte Konsolidierung erhielten die Patienten 500 mg/m² Cytarabin d1-6 sowie die gleiche Anthrazyklintherapie wie in der Induktion. Patienten mit einem allogenen Spender wurden allogen transplantiert, die anderen erhielten eine autologe Transplantation.

Ergebnisse, Toxizität

Von 1993-1999 wurden von 80 Zentren 2.157 Patienten randomisiert. Das mediane Follow-up beträgt 5,3 Jahre. Von 2.091 auswertbaren Patienten erreichten 1.465 eine CR nach der ersten oder zweiten Induktion. Davon waren 492/702 (70,1%) im DNR-Arm, 498/693 (71,9%) im MTZ-Arm und 475/696 (68,2%) im IDA-Arm. Die Unterschiede waren nicht signifikant (p=0,34).
Die Induktionstodesrate lag bei 12,9%, die Primärresistenz bei 16,2%, die Nicht-Auswertbarkeit war bei 0,9% in den drei Armen ähnlich.
Während der Induktionsphase waren die Toxizitäten und Regenerationszeiten vergleichbar. Nach der Konsolidierung gab es allerdings unterschiedliche Grad-3- und -4-Toxizitätsraten: 14% DNR, 25% MTZ, 23% IDA. Die Regenerationszeiten waren jedoch unter MTZ und IDA signifikant verlängert.

Von den CR-Patienten wurden mehr im DNR-Arm transplantiert (63%) vs. 52% (MTZ) und 57,1% (IDA) bedingt durch unterschiedliche autologe SCT-Raten (p=0,008) mit 39,8%, 30,3% und 33,1%. Die allogene SCT Rate war in den drei Armen ähnlich.

Die 5-Jahresüberlebenszeiten (OS) waren in den drei Armen mit 31,4% vs. 33,7% und 33,8% ähnlich (p=0,67). Das krankheitsfreie 5-Jahres-Überleben (DFS) betrug 34,8% im DNR-Arm, 40% im MTZ-Arm und 39,8% im IDA-Arm. In der Patientengruppe mit einem allogenen Spender war das DFS nicht unterschiedlich, allerdings in der Gruppe ohne allogenen Spender mit 29,2% vs. 37,7% vs. 36,8% (p=0,03).
Das 5-Jahresüberleben von CR-Patienten lag bei 41,2%, 45,6% und 46,8% und unterschied sich somit signifikant zwischen DNR und IDA (p=0,05).

Schlussfolgerung der Publikation

MTZ und IDA waren in der CR-Rate und bezüglich OS gegenüber DNR nicht überlegen. Allerdings waren die Infektionsrate und die Regenerationszeit nach Konsolidierung im MTZ- und IDA-Arm erhöht, was auf eine stärkere Hämatotoxizität schließen lässt. Ob dies mit einem besseren in-vivo-Purging assoziiert ist, bleibt offen. Trotz einer niedrigeren Rate autologer SCT im MTZ- und IDA-Arm scheint das DFS und das OS von CR-Patienten im MTZ-und IDA-Arm länger als unter DNR zu sein.

Kommentar / Beurteilung

Im Vergleich der drei Anthrazykline Daunorubicin, Mitoxantron und Idarubicin ergeben sich keine signifikanten Unterschiede in der CR-Rate und im OS. Allerdings scheint tendenziell das DFS im DNR-Arm kürzer zu sein. Offen bleibt jedoch die Frage der Äquivalenzdosen der drei Zytostatika, nach der optimalen Dosierung sowie die mögliche Beeinflussung der Ergebnisse durch z.T. unterschiedliche Raten an autologer Stammzelltransplantation.


Autor des Berichts:

Prof. Dr. med. Lothar Bergmann

Institution:

Medizinische Klinik III, J.W. Goethe Universität, 60590 Frankfurt

Letzte Äderung:

16.12.2003