Onkologie, Hämatologie - Daten und Informationen
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Palifermin zur Therapie der oralen Mukositis nach intensiver Therapie von Hämoblastosen

Originaltitel der Publikation:
Palifermin for Oral Mucositis after Intensive Therapy for Hematologic Cancers
Autor/en:
Ricardo Spielberger, M.D, Patrick Stiff, M.D., William Bensinger, M.D., Teresa Gentile, M.D., Ph.D., Daniel Weisdorf, M.D., Tarun Kewalramani, M.D., Thomas Shea, M.D., Saul Yanovich, M.D., Keith Hansen, M.D., Stephen Noga, M.D., Ph.D., John McCarty, M.D., C. Frederick LeMaistre, M.D., Eric C. Sung, D.D.S., Bruce R. Blazar, M.D., Dieter Elhardt, Ph.D., Mon-Gy Chen, M.S., and Christos Emmanouilides, M.D.
Institution/en:
From the City of Hope National Medical Center, Duarte, Calif. (R.S.); Loyola University Medical Center, Maywood, Ill. (P.S.); the Fred Hutchinson Cancer Research Center, Seattle (W.B.); State University of New York Upstate Medical University, Syracuse (T.G.); the University of Minnesota, Minneapolis (D.W., B.R.B.); Memorial Sloan- Kettering Cancer Center, New York (T.K.); the University of North Carolina, Chapel Hill (T.S.); Georgetown University Cancer Center, Washington, D.C. (S.Y.); the Northwest Marrow Transplant Center, Portland, Oreg. (K.H.); Sinai Hospital of Baltimore, Baltimore (S.N.); the Medical College of Virginia, Richmond (J.M.); the Texas Transplant Institute, San Antonio (C.F.L.); the School of Dentistry (E.C.S.) and the Division of Hematology/Oncology (C.E.), University of California at Los Angeles, Los Angeles; and Amgen, Thousand Oaks, Calif. (D.E., M.-G.C.). Address reprint requests to Dr. Spielberger at the City of Hope National Medical Center, Department of Hematology and Hematopoietic Cell Transplantation and Kaiser Permanente BMT Program, 1500 E. Duarte Rd., Duarte, CA 91010, or at rspielberger@coh.org.
Referenz: N Engl J Med 2004;351:2590-8. | Original im Internet

Zusammenfassung des Berichts

Palifermin reduziert die orale Mukositis nach myelosuppressiver Chemo- und Radiotherapie mit autologer Stammzelltransplantation und vermindert den Schmerzmittelbedarf, die Notwendigkeit der totalen parenteralen Ernährung und die Fieberepisoden bei Neutropenie.

Bericht über die Inhalte der Studie

Begründung Rationale

Eine Hochdosistherapie und Ganzkörperbestrahlung zur Behandlung von Leukämien, malignen Lymphomen oder multiplem Myelom (Hämoblastosen) führt zur oralen Schleimhautentzündung (Mukositis), die bei 70-80% der Patienten behandelt werden muss. Keratinozyten-Wachstumsfaktor (Kertinocyte Growth Factor - KGF) stimuliert die Keratinozyten. Er wurde rekombinant mit besserer Stabilität unter dem Namen Palifermin hergestellt, er hat eine ähnliche biologische Aktivität wie der natürliche Faktor.

Fragestellung der Studie

Wirksamkeit und Sicherheit von Palifermin, das zur Reduktion von Schweregrad und Dauer der oralen Mukositis eingesetzt wurde, bei Patienten mit Hämoblastosen, die mit Hochdosistherapie, Ganzkörperbestrahlung und autologer Stammzelltransplantation behandelt wurden.
Weitere Fargestellungen: Reduktion der Folgen oraler Mukositis: Schmerzen, Analgetikaverbrauch, totale parenterale Ernährung, Infektionen.

Art der Studie

Randomisiert, Placebo-kontrolliert, doppelt blind, Phase III

Behandlung, Protokolle, Durchführung

Täglich 60 µg Palifermin pro Kilogramm Körpergewicht oder Plazebo intravenös für 3 aufeinander folgende Tage vor Beginn der Ganzkörperbestrahlung; nach Abschluss der Vorbehandlung (Konditionierung) 3 weitere Dosen mit Palifermin oder Placebo (Tage 0, 1 und 2) nach Transplantation. Alle Patienten erhielten 5 µg/kg Filgrastim ab Tag 0 bis zur Regeneration der Neutrophilen.

Die Konditionierung bestand aus 1200 cGy Ganzkörperbestrahlung, die Chemotherapie aus Etoposid (VP-16) 60 mg/kg und Cyclophosphamid 100 mg/kg: Die Patienten erhielten autologe periphere Blutstammzellen.

Die Mukositis wurde täglich nach den Skalen der World Health Organization (WHO), Radiation Therapy Oncology Group (RTOG) und Western Consortium for Cancer Nursing Research (WCCNR) beurteilt, ab 8 Tage vor der Transplantation und 28 Tage danach.

Pro Therapiearm waren 105 Patienten geplant, die Power der Studie lag bei 90% bei einem zweiseitigen Signifikanz-Niveau von 5%.
Behandelt wurden pro Therapiearm 106 Patienten. 88% der Palifermin und 92% der Placebogruppe hatten keine frühere Strahlentherapie erhalten.

Ergebnisse, Toxizität

Eine orale Mukositis der WHO Schweregrade 3 und 4 entwickelte sich bei 67 von 106 (63%) Patienten mit Palifermin und bei 104 von 106 (98%) der Placebo-behandelten Patienten, p<0,001. Die Mukositis Grad 3/4 dieser Patienten dauerte im Median 6 bzw. 9 Tage (p<0,001). Die Dauer der Grad-3/4-Mucositis aller Patienten betrug 3 bzw. 9 Tage (p<0,001). Eine Grad-4-Mukositis trat mit Palifermin bei 20% und mit Placebo bei 62% auf (p<0,001), mit einer Dauer von 2 bzw. 6 Tagen (p=0,004).

Insgesamt hatten die Palifermin-behandelten Patienten signifikant weniger mit der Mukositis assoziierte Beschwerden. Diese Patienten benötigten signifikant weniger Opioide zur Schmerztherapie. Sie hatten eine signifikante geringere Inzidenz der febrilen Neutropenie (75% verus 92%, p<0,001), auch wurden signifikant weniger Patienten total parenteral ernährt (31% versus 55%, p<0,001).
Patienten mit Palifermin hatten häufiger hautassozierte Nebenwirkungen wie Hautausschlag (55% versus 45%), Juckreiz (59% versus 32%), Erythem (44% versus 30%), Husten (32% versus 26%), Ödeme (27% versus 17%), Geschmacksveränderungen (22% versus 9%), weißer Belag auf Zunge oder Mund (18% versus 10%), Schnupfen (16% versus 8%), Gelenkschmerzen (13% versus 7%), Gefühl dickerer Zunge (12% versus 6%), perianale Schmerzen (11% versus 5%), Taubheitsgefühl einer Körperstelle z.B. Füße, Finger, perioral (10% versus 4%), Geschmacksverlust (10% versus 4%), Parästhesien (9% versus 1%).

Alle Nebenwirkungen waren vorübergehend, gering bis mäßig, traten 3 Tage nach der dritten Dosis auf, dauerten ca. 3 Tage und waren kein Grund zum Studienabbruch.
Mit Palifermin stiegen die Amylase und Lipasewerte höher (166,5 bzw. 17,5 U/l) an als mit Placebo (92,0 bzw 12,5 U/l).

Nach 12 Monaten lag die kumulative Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten bei 0,69 nach Palifermin und 0,73 nach Placebo (95% Konfidenzintervall 0,60-078 bzw. 0,64-0,82).

Schlussfolgerung der Autoren aus der Publikation

Palifermin reduziert die Dauer und den Schweregrad der sehr belastenden oralen Mukositis und der daraus entstehenden Komplikationen nach hochdosierter myelosuppressiver Therapie mit autologer Stammzelltransplantation.

Kommentar / Beurteilung

Die orale Mukositis ist für die Patienten nach Hochdosistherapie und Ganzkörperbestahlung eine schmerzhafte Komplikation, die oft subjektiv im Vordergrund steht und für die Patienten quälend sein kann. Es ist daher ein deutlicher Fortschritt der supportiven Therpie, die Mukositis bei der autologen Stammzelltransplantation vermindern zu können. Es bleibt zu hoffen, dass Palifermin auch bei weiteren Therapieschemata mit einer hohen Mukositisrate ebenfalls erfolgreich sein wird.


Autor des Berichts: Prof. Dr. med. H. Link
Institution: Medizinische Klinik I, Hämatologie und Onkologie, Westpfalz-Klinikum, 67653 Kaiserslautern
Letzte Änderung: 06.02.2005
 
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